Quin Sätze
A) in Hauptsätzen:
1. Quin? warum nicht?
Quin taces? Warum schweigst du nicht? Schweig doch!
Quin dic statim? Nun sag es doch!
Quin experiamur?
Versuchen wir es doch!Quin proficiscimur?
Brechen wir doch auf!Quin id faciamus? Warum sollen wir das nicht machen? Machen wir das doch!
Quin tu huc advolas?
Eile schnell hierher!Quin conscendimus equos? Warum besteigen wir nicht die Pferde? Besteigen wir doch die Pferde!
Quin continetis vocem indicem stultitiae vestrae?
Schweigt, um eure Dummheit nicht zu verraten!Steht auch mit dem Imperativ:
Quin age, agite!
auf! auf denn!Quin dic statim! Sag es doch sofort!
Quin sic attendite, iudices! So gebt doch Acht, Richter!
2. Quin etiam, quin immo, quin potius: ja sogar, vielmehr + Indikativ
Quin est paratum argentum.
Das Silber liegt sogar schon in Bereitschaft.Quin etiam necesse erit eum rogare.
Man wird ihn sogar bitten müssen.Multum scribo die, quin etiam noctibus.
Viel schreibe ich am Tag, ja sogar in den NächtenQuin etiam misericordia quaedam consecuta est. Ja sogar ein gewisses Mitleid regte sich.
Equidem credibile non est, quantum scribam, quin etiam noctibus. Allerdings ist unglaublich, wie viel ich am Tag schreibe, ja vielmehr in den Nächten
Quin etiam Marcellino et Philippo consulibus Nonis Aprilibus mihi est senatus assensus. Ja sogar unter dem Konsulat des Marcellus und Philippus am 5. April stimmte mir der Senat zu.
B) in Nebensätzen:
1. Behauptende: dass große c.t.
stehen nach verneinten1 Ausdrücken des Zweifelns:2 non dubito, non dubium est, quis (=nemo) dubitat, neque abest suspicio: und der Verdacht liegt nicht fern, liegt nahe
Quis (=Nemo) dubitet, quin: Wer sollte zweifeln, dass
Non dubitat, quin brevi sit Troia peritura.
Er zweifelt nicht, dass Troja bald untergehen wird.Non dubitari debet, quin ante Homerum poetae fuerint: Man darf nicht zweifeln, dass es vor Homer Dichter gegeben hat.
Neque abest suspicio, ut Helvetii arbitrantur, quin ipse sibi mortem consciverit: Und der Verdacht liegt nahe, wie die Helvetier glauben, dass er Selbstmord verübte.
ut nemini dubium esse debeat, quin reliquo tempore eadem mente sim futurus. so dass niemand zweifeln darf
, dass ich in der übrigen Zeit die gleiche Gesinnung bewahren werde.+ AcI: nicht bei Caesar
adeo, ut verum esse non dubitem: so sehr, dass ich nicht bezweifeln möchte, dass das wahr ist (Seneca, De brevitate vitae 2,2)
Gratos tibi optatosque esse, qui de me rumores afferuntur, non dubito: Dass dir die Gerüchte, die dir über mich zugetragen werden, angenehm und erwünscht sind, bezweifle ich nicht. (Cic. Ad fam.16,26)
2. Begehrende: dass; zu kleine c.t.
stehen nach
verneinten Ausdrücken des Abhaltens, Hinderns, Zurückhaltens...:non deterreri (sich nicht abschrecken lassen);
se non tenere (sich nicht halten können);
se non abstinere, retineri non posse (sich nicht enthalten können;
nihil praetermittere (nichts unterlassen, nichts unversucht lassen);
non recusare (sich nicht weigern);
non multum, non longe, paulum, nihil abest (es fehlt nicht viel, wenig, nichts);
sibi temperare non posse, quin: (sich nicht mäßigen/zurückhalten können, dass;
nulla causa est, quin, es besteht kein Grund, dass,
vix me contineo, quin: (ich halte mich kaum zurück, dass);
deesse mihi nolo, quin: (ich möchte es nicht an mir fehlen lassen);
non cunctari (nicht zögern);
nihil intermitto, quin; nihil praetermitto, quin: (ich unterlasse nichts, dass);
facere non possum, quin (ut non): (ich kann nicht umhin, dass; ich muss);
fieri non potest, quin (ut non): (es ist notwendig, dass).
Non multum afuit, quin omnes cives necarentur. Es hätte nicht viel gefehlt und alle Bürger wären getötet worden.
Prorsus nihil abest, quin sim miserrimus. Ich bin geradezu der unglücklichste Mensch.
Cum Socrates venenum bibisset, amici eius retineri non potuerunt, quin flerent eiusque fatum miserarentur. Nachdem Sokrates das Gift getrunken hatte, konnten sich seine Freunde nicht zurückhalten zu weinen und sein Schicksal zu bedauern.
Unterscheide:
Facere non possum (fieri non potest), quin discedam:
Ich muss
weggehen
Facere non possum (fieri non potest), ut
discedam: Ich kann unmöglich weggehen
Fieri nullo modo poterat, quin Cleomeni parceretur.
Es war ganz unmöglich, Cleomenes nicht zu schonenFacere non possum, quin cotidie ad te mittam litteras.
Ich kann nicht umhin, dir täglich zu schreibenFacere non potui, quin tibi voluntatem declararem meam.
Ich musste dir meinen Willen erklären.Milites aegre sunt retenti, quin oppidum irrumperent.
Die Soldaten ließen sich kaum zurückhalten, in die Stadt einzubrechen.Neque Caesar sibi homines feros ac barbaros temperaturos existimabat, quin, cum omnem Galliam occupavissent, in Italiam contenderent: Und Caesar glaubte nicht, dass sich die wilden und barbarischen Menschen zurückhalten werden, nach der Eroberung ganz Galliens nach Italien zu ziehen.
3. Konsekutive: dass nicht; ohne dass; ohne zu; der, das nicht freie c.t.
statt
ut
non: dass
nicht, ohne dass, ohne zu; qui non, quod non,
non quin: nicht als ob nicht,
nemo est, quin: es gibt niemanden,
der nicht; nihil est, quin:
es gibt nichts, was nicht; quis est,
quin sciat: wer weiß (wüsste) nicht
Non quin ipse dissentiam. Nicht als ob ich nicht anders dächte.
Nemo fuit militum, quin vulneraretur:
Es gab keinen
Soldaten, der nicht verwundet worden wäre.
Dies fere nullus est, quin ad me veniat.
Es vergeht fast
kein Tag, an dem er nicht zu mir kommt. (quin statt quo non)
Numquam accedo, quin abs te abeam doctior: Niemals gehe ich zu (dir), ohne dass ich von dir klüger weggehe (dich klüger wieder verlasse).
Nemo est tam fortis, quin rei novitate perturbetur:
Niemand ist so tapfer, dass er durch die neue Lage nicht erschreckt würde
Nullum diem intermisi, quin te scriberem: Ich ließ keinen Tag verstreichen, ohne dir zu schreiben
1) Sind die Ausdrücke des Zweifeln nicht verneint, folgt ein
abhängiger Fragesatz (wie im Deutschen)
2) dubitare + Infinitiv: Bedenken tragen
Sapiens non dubitat, si ita melius sit, migrare vita:
Ein
Weiser trägt keine Bedenken, wenn es besser sein sollte, aus dem Leben zu
scheiden
Caesar dubitandum non
existimavit, quin ad Belgas proficisceretur:
Caesar
glaubte, keine Bedenken haben zu dürfen, zu den Belgiern aufzubrechen
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