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Vergil, Aeneis III, 613 - 640

Achaemenides erzählt vom Kyklopenabenteuer des Odysseus:

"Sum patria ex Ithaca, comes infelicis Ulixi,
nomine Achaemenides, Troiam genitore Adamasto
paupere1 (mansissetque utinam fortuna!2) profectus.
hic me, dum trepidi crudelia limina linquunt,
immemores3 socii vasto Cyclopis in antro
deseruere. domus4 sanie dapibusque cruentis,
intus opaca, ingens. ipse5 arduus6 altaque pulsat
sidera (di, talem terris avertite pestem!)
nec visu facilis nec dictu adfabilis ulli;
visceribus miserorum et sanguine vescitur atro.
vidi egomet, duo de numero cum corpora nostro7
prensa manu magna medio resupinus in antro
frangeret ad saxum sanieque8 aspersa natarent
limina; vidi, atro cum membra fluentia tabo9
manderet et tepidi10 tremerent sub dentibus artus.
haud impune quidem; nec11 talia passus Ulixes
oblitusve sui est Ithacus discrimine12 tanto.
nam simul13 expletus14 dapibus vinoque sepultus
cervicem inflexam posuit iacuitque per antrum
immensus saniem eructans et frusta cruento
per somnum commixta mero nos magna precati
numina sortitique vices15 una undique circum
fundimur et telo16 lumen terebramus acuto
ingens, quod torva solum sub fronte latebat,
Argolici clipei aut Phoebeae lampadis instar,
et tandem laeti sociorum ulciscimur umbras.
sed fugite, o miseri, fugite atque ab litore funem
rumpite!"

1 genitore Adamasto paupere: Abl.abs.kausal; 2 fortuna: mein altes Schicksal; 3 immemores (mei); 4 domus: ein Haus voll von...; 5 ipse = Polyphemus; 6 arduus (est): riesenhaft; 7 nostro = nostrorum; 8 sanies: frisch vergossenes Blut; 9 tabum, i: Blut; 10 tepidus: noch warm; 11 nec: denn nicht; 12 discrimen = periculum; 13 simul: sowie, sobald; 14 explere: sättigen; 

Übersetzung

Ich bin daheim in Ithaka, ein Begleiter des unglücklichen Odysseus, mit dem Namen Achaemenides, und weil mein Vater Adamastus arm war, brach ich nach Troja auf (wäre doch mein Schicksal das alte geblieben!) Hier ließen mich, während sie ängstlich die grausamen Schwellen (des Zyklopen) verließen, die Kameraden in der riesigen Höhle des Zyklopen zurück und dachten nicht an mich. Ein Haus voll Verwesung und grausigen Speisen, innen finster und gewaltig. Er selbst ist riesenhaft und stößt an die hohem Gestirne (o Götter, wendet ab von der Welt dieses Verderben!), weder für jemanden erträglich anzuschauen, noch Worten zugänglich; er nährt sich vom Fleisch und dunklem Blut unglückseliger (Menschen). Ich habe selbst gesehen, als er zwei Körper von der Zahl der Unseren mit seiner Riesenhand packte und rückwärts gebeugt mitten in der Höhle an den Felsen schmetterte und die Schwelle vom frisch vergossenen Blut schwamm; ich sah zu, als er die von dunklem Blut triefenden Körper verzehrte und die noch warmen Glieder zwischen den Zähnen zuckten. Allerdings nicht ungestraft; denn nicht duldete solches der Ithaker Odysseus, noch er vergaß seiner selbst in so großer Gefahr. Denn sobald er gesättigt vom Mahl und betrunken vom Wein seinen gebeugten Nacken zur Ruhe gelegt hatte, riesengroß in der Höhle lag und im Schlaf Geifer und Fleischstücke vermischt mit blutrotem Wein ausrülpste, flehten wir die großen Götter an, verlosten die Rollen, stürzen zugleich von überall her auf ihn und durchbohrten mit dem gespitzten Pfahl sein riesiges Auge, das sich als einziges tief in der finsteren Stirn versteckte und rächten froh endlich die Schatten der Freunde. Aber flieht, o ihr Unglücklichen, flieht und kappt das Tau von der Küste!"

Versmaß


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