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Vergil, Aeneis III, 655 ff.

 Der Riese Polyphem

     1    Vix ea fatus erat, summo cum monte1 videmus

     2    ipsum inter pecudes2 vasta se mole3 moventem,

     3    pastorem Polyphemum, et litora nota4 petentem,

     4    monstrum horrendum, informe, ingens, cui lumen5 ademptum.6

     5    trunca7 manu8  pinus regit9 et vestigia firmat; 10

     6    lanigerae comitantur oves; ea6 sola voluptas

     7    solamenque11 mali. 12

     8    postquam altos tetigit fluctus et ad aequora venit,1

     9    luminis5 effossi fluidum lavit inde13 cruorem

    10    dentibus infrendens gemitu14 graditurque per aequor

    11    iam medium, necdum fluctus latera15 ardua tinxit.
    12    clamorem immensum tollit, quo pontus et omnes16
    13    contremuere undae penitusque
16 exterrita6 tellus
    14    Italiae, curvisque immugiit Aetna cavernis.
0*

    15    At genus e silvis Cyclopum et montibus altis0*
    16    excitum ruit ad portus et litora complent.
0*

1 summo monte: Abl. separationis  zu se moventem;  2 inter pecudes: inmitten seiner Tiere; 3 vasta mole (Abl. qualitatis): mit dem plumpen Riesenleib; 4 notus 3: bekannt; 5 lumen = oculus;  6 erg. est;   7 truncus 3: von Ästen entblößt; 8 in manu;  9 regit (vestigia);  10 firmare: sichern; 11 solamen,inis: Trost; 12 malum, i: Unglück; 13 inde: damit (=mit Meerwasser);  14 gemitu: unter Stöhnen; 15 latus arduum: hohe Hüfte; 16 penitus: weithin.

 

Übersetzung

Kaum hatte er das gesagt, als wir ihn selbst unter seinen Schafen sahen, wie er seinen plumpen Riesenleib von der Bergspitze herabbewegt, den Hirten Polyphem, und die bekannten Küsten anstrebt, ein schreckliches Monster, unförmig, gewaltig, dem das Auge genommen worden ist.

Eine von Ästen entblößte Fichte in seiner Hand lenkt und sichert seine Schritte; Wolle tragende Schafe begleiten ihn; das ist sein einziges Vergnügen, sein Trost im Unglück. Nachdem er die hohen Fluten erreicht hatte und zum Meer gekommen war, wusch er damit das strömende Blut des ausgestochenen Auges. knirscht unter Gestöhn mit den Zähnen und schreitet schon mitten durch das Meer, aber noch nicht benetzte die Flut die hohen Hüften. Er erhebt ein gewaltiges Geschrei, durch das das Meer und alle Wellen erzitterten und weithin das Land Italien erschreckt wurde und der Ätna in den gewaltigen Höhlen erdröhnte.

Aber das Volk der Zyklopen stürzt aufgeschreckt aus den Wäldern und von den hohen Bergen zu den Häfen und füllt die Küsten.

Versmaß


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